AUFERSTEHUNG, Renaissance, Wi (e) dererstehung

Was war zuerst Reiz oder Erregung? Wir haben es gelernt. Zuerst kommt der Reiz und dann seine Antwort – die Erregung, welche danach vom Nerven zum Gehirn geleitet wird, dort eine Empfindung auslöst und das wäre es. Ich habe die Neunte von Ludwig van Beethoven eingeschaltet. Sie beginnt mit der Musik aus der Stille. Kein Reiz da, nichts zu hören, aber meine Erregung ist schon auf den Höhepunkt gestiegen. Die Erregung war vor dem Reiz da – virtuell nur von mir höchst eigen selbst zu empfinden. Schauen Sie auf das virtuelle Bild am ebenen und konvexen Spiegel. Nur das Individuum kann es sehen. Jeder sieht sein eigenes. Dort wo es zu stehen scheint ist absolut nichts. Es ist nur eine geistige individuelle Verlängerung in den imaginären Raum hinein. Schauen Sie auf den gelben Fleck im Auge. Dort ist das Objekt im Auge abgebildet. Es ist millionenfach verkleinert konzentriert und trotzdem haarscharf. Gegen alle menschliche Logik der Meßverstärkung und Mikroskopvergrößerung. Das innere Auge im Gehirn verkleinert es noch einmal ungeheuer. Das ist das Prinzip der inneren Unendlichkeit des Kosmos abgebildet im Gehirn. Nur mit Verkleinerung kann die Unendlichkeit wahr genommen werden. Ein schönes Paradox. Es verschwindet perspektivisch in der Vergangenheit und muß immer wieder neu geboren werden, keimen, wenn es im Gedächtnis auf erstehen soll. Gucken Sie auf sich im Schlaf. Alle Sinnesorgane geschlossen – aber voll in Aktion nach innen gerichtet, um wieder voll erregbar am Tagesanfang zu sein. Am Tage – ständig sind wir erregt, aufmerksam, das Bild des Feindes oder der Erwartung vor dem inneren virtuellen, individuellen Auge. Die Erregung muß vor dem Reiz da sein, die Erregung kann nicht vor dem Reiz da sein. Wie ist die Auflösung? Ein ähnliches Bild gibt es immer in der Unendlichkeit des Gehirns. So kommt es vor, daß wir etwas verwechseln, weil wir nur ein ähnliches Bild vorerregt haben, um das Reizbild zu erkennen. Bein nächsten Mal werden wir es viel schneller erkennen, weil wir es schon in der unendlichen Verkleinerung gespeichert haben, weil schon vorerregt wurde. Allgemein müssen wir erregt sein, um überhaupt Reize zu antizipieren. Das geht nur durch die unendliche Verkleinerung durch das virtuelle geistige Bild im Gehirn, welches quasi keinen Platz beansprucht, welches schon vorher da ist und damit jedem Computerbild unendlich überlegen ist. Antizipation von Sinneseindrücken ist AUFERSTEHUNG. Es ist Wiederholung, es ist biogenetisches Grundgesetz, alles schon einmal da gewesen. Aber es ist auch neues, welches wir aber erst später erschließen, wenn es nicht zu überraschend kommt und uns tötet. Jedes Bild, welches nicht erkannt oder wenigstens verähnlicht werden kann, führt völlig überraschend zum Tode, wenigstens des Teiles, der dafür zuständig ist. Das Bild muß das Objekt symmetrieren (siehe Palindrom im Pfiffikus. Klang von hinten und vorne ist identisch nach dem Schema der Krebsmusik) durch Vorwegnahme (Namen geben), um ein Wachstum, eine Verstärkung, eine Wahrnehmung zu gewährleisten. Das geht nur durch Verkleinerung und Konzentration und damit Verunendlichung oder virtuelle Vergeistigung im Gehirn. Da muß ein virtuelles Bild dem eigentlichen Bild entgegen geschickt werden. Das sind die nie meßbaren Strahlen aus den Augen, die Platon bemerkte und zu der allerdings falschen Schlußfolgerung verleitete, daß das Allgemeine draußen existiert. Es existiert in unserem Inneren. Es wird drinnen verallgemeinert und auf das wesentliche beschränkt, welches nur Wiedererkennung, Auferstehung propagiert, was sich in der Kunst umkehren kann, wenn aus der Ähnlichkeit des Inneren sich etwas Äußerliches manifestiert. Jeder hat seine eigene Erfahrung. Alle haben ihre Bilder, eine Unendlichkeit im Inneren. Es gibt keine morphogenetischen Felder, es gibt nur Wiederauferstehung = Keimung mit nur Ähnlichkeiten im Inneren im Vergleich zum immer auch neuem im äußeren, die aber nicht zu überraschend sein sollten, weil sonst keine Kompensation statt findet, keine Krebsmusik erklingt, sondern das schwellenlos erregbare Protoplasma vergeht durch autorhythmische Tötungsverstärkung – die Grundlage und die Kehrseite jeder Handlung im reflektierenden schwellenlos empfindlichen (Piezoeffekt) Leben. Je zentralisierter ein Organismus ist, um so gefährdeter ist er durch Überraschung. Bei Strychnineinnahme oder andere Gifte (Curare) ist er immer überrascht und stirbt an autorhythmischer Aufschaukelung, weil er keine Kompensation erzeugen kann, keine AUFERSTEHUNG zu Stande bringt. Was war zuerst. Erregung oder Reiz??? Erregung allgemein und Reiz speziell, individuell. Erregung für aus der Ähnlichkeit spekulierende Voraussicht, Reiz für chaotische Überraschung. Klassik ist, wenn bei jeder Aufführung immer wieder ein neuer Reiz entsteht, wenn das bekannte immer wieder neu belebt wird. Klassik ist Neunte Symphonie. Voraussicht und chaotische Reizung in einem für immer und ewig. Klassik ist Unendlichkeit im kleinen – Makrokosmos im Mikroall. Nun verallgemeinern Sie alles auf das dialektische Paar - auf Ursache und Wirkung. Sie werden unzählige Beweise finden, daß die Wirkung zuerst da war, die Welt unendlich ist, die Ursache von sich selber. Daß sie sich ständig überraschend verneint und vernichtet, um immer wieder auf zu erstehen. Da müssen wir sehr listig sein, um nicht unter zu gehen. Kopernikus leitete eine Revolution ein, indem er die Erde revolutieren und rotieren ließ. Ich lasse auch drehen. Zuerst die Erregung, die Information, der Geist, was die Welt verneint aber trotzdem erst möglich ewig und trotzdem immer wieder neu erstehend macht.


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