Löcher
Meine Oma war eigentlich meine Mutter und hat versucht mich zu Sparsamkeit und Strenge zu erziehen. Sie hat mein preußisches oder spartanisches Lebensideal bestimmt. Ihr bester Witz war folgendermaßen. Sie fragte mich listig wieviel Löcher der Mensch habe. Ich antwortete stolz neun. Da schmunzelte sie und sagte 107. Ich staunte. Na klar sagte sie - zwei Augen, ein Mund, zwei Nasenlöcher und zwei Ohren, dann vorne unten seeechszig und hinten ferzig. Streng logisch. So hatte sie nach Freud meine Liebe zu Löchern, Wunden, Öffnungen, Aufreißungen, Lücken kurz dem Nichts oder der Null und auch Leerdamer und Schweizer Käse tief in mich hinein gegraben.
(C) 2000-2005 - Alle Rechte vorbehalten www.dichtes-wasser.de