Die Wasseroberfläche
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Statt eines Vorwortes
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Thesen
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3.2. Das Wachstum

Kein echtes selbstorganisierendes System kann ohne die potentielle Möglichkeit des Wachstums bestehen. Die Entstehung, die irgendwann einmal passiert sein muß, ist schon ein Wachstum. Selbst das Weltall zeigt ein Wachstum, wozu wir im letzten Kapitel kommen. Hier im ersten Kapitel des letzten Abschnittes des Buches wollen wir das allgemeine Wachstumsgesetz formulieren, wie es meines Wissens noch nicht getan wurde. Wir wollen außer dem Muß des Wachstums auch das Wie diskutieren und vor allem am Beispiel der Pflanzenwelt beschreiben.
Das Wachstumsgesetz lautet: Bei einem wachsenden System oder Teilsystem müssen die Kosten für das Wachstum und die steigenden Aufwendungen für das immer größer gewordene System durch die Mehraufnahmefähigkeit der mitwachsenden Oberfläche überkompensiert werden.
Schon eine Kraftbewegung kann nur mit Beschleunigung oder einem Geschwindigkeitswachstum erfolgen.
Blattwachstum als Beispiel kostet eine gewisse Energie und lebendige Opferungsmasse zur Atmung. Die Oberfläche, die dabei neu entsteht, muß mehr Sonnenenergie einfangen als zum Massewachstum und für die ständig steigenden Erhaltungskosten benötigt wird.Die aufnehmende Oberfläche haben wir schon unter dem Stichwort K- und r-Strategen besprochen. Da gibt es wieder einige Limesabstraktionen

Eine Fläche  Viele Flächen hintereinander 
dicht aktiv besetzt   alle dünn aktiv besetzt 
K-Stratege  r-Stratege 
parallel  seriell 
Schattenblatt  Sonnenblatt 
Wahrheit  Praktikablität 


An der Struktur der Schatten- und Sonnenblätter läßt sich das gut ablesen. Erstere sind wesentlich dünner und haben einen höheren Chlorophyllgehalt (g) pro infinitesimaler Volumeneinheit.
Sonnenblätter haben mehr Schichten, sind dicker, haben höhere Kosten zur Erhaltung und mehr Chlorophyll pro gesamter Blattflächeneinheit aber weniger pro infinitesimaler Volumeneinheit. Bei geringer Einstrahlung, die nicht tief in ein Blatt eindringt, können die Schattenblätter mehr Wachstum produzieren, weil sie mit wesentlich geringerem Masse-und Erhaltungsenergieaufwand alle Strahlung schon an der ersten Schicht abfangen. Fast alles ist produktiv.
Sonnenblätter haben einen hohen Mindestaufwand pro Fläche. Erst ab einer bestimmten Mindeststärke vom Licht werden alle Schichten(Flächen) durchdrungen und eine positive Stoffbilanz ereicht. Es sind die gleichen Sigmoidkurven wie bei allen biologischen Vorgängen. Alle müssen fressen und wachsen.
Das Fehlen der Kenntnis vom Sigmoidcharakter hat bei der Photosynthesetheorie zu schönen Fehlinterpretationen geführt. Es lacht mein schwarzes Herz.Da gibt es den sogenannten Emersoneffekt, der bei Schwachlicht auftritt. Wenn einem schwachen roten Strahl (680 nm) ein schwacher roter von ca.. 700 nm zugefügt wird, so daß beide gleichzeitig auf das Blatt strahlen, ist die Photosyntheserate höher als wenn man rein mathematisch die Photosyntheseraten zusammenzählt, die bei jedem Strahl einzeln gemessen wurden.Das Rotlicht von der angegebenen Wellenlänge wurde ursprünglich von Herrn Emerson benutzt. Bei dem exponentiellen Anstieg der Lichtkurve der Photosynthese im Schwachlichtbereich muß das aber bei allen Wellenlängen funktionieren. Wenn man ihn nicht kennt, wundert man sich (43). Die Sigmoidkurve ist vielen auch heute noch nicht geläufig, was zu tollen Interpretationen des Emersoneffektes geführt hat, denen ich auch einmal aufgesessen bin. Sie dürfen das in den Lehrbüchern nachlesen.
Es werden zwei Photosysteme postuliert, weil Herr Emerson mit den zwei oben genannten Wellenlängen han-tierte.
Die Sonne hat ihren Hauptenergiepeak im grünen Bereich des Spektrums. So hat die Entwicklung zu grünen Blättern geführt. Das Chlorophyll wirft einen gewissen Teil des grünen Lichtes zurück bzw. reflektiert das Licht ins Innere und läßt so den darunterhängenden Blättern etwas zu Gute kommen, so daß über den Tag in-tegriert ein grüner Bestand viel mehr Photosynthese macht als ein andersfarbiger. Die Durchdringungstiefe wächst.
Die Algen in verschiedenen Meerestiefen haben eine andere Oberflächenfärbung, weil das Wasser in verschie-denen Tiefen ein verändertes Spektrum zeigt. Die Rotalgen gehen wohl am tiefsten.
Aber auch ein Einzelblatt macht im grünen noch eine beachtliche Photosynthese. Es müßte also eine Unmenge Spezialsysteme geben für alle Wellenlängen, was einfach Unfug ist. Die darwinistischen Formenkomplizierer, die Materialisten, sind auch hier am Werke. Sie sind unermüdlich und teilen ein und teilen ein und.....
Sehr praktikabel so viele Götter ex machina, aber man sollte nicht übertreiben.Da sie außerdem den Tetanotonus nicht kennen, den wir auch für die Photosynthesefermente nachgewiesen haben, werden Antennenpunkte erfunden, auf die sich die Strahlen konzentrieren, weil angeblich so viel Chlorophyll "überflüssig" ist. Für den Augenblick haben sie ja auch recht, aber die Pflanzen mußten schon Jahrmilliarden aushalten und brauchen das einfach auf die Dauer gesehen und halten durch Tetanotonustraining alles immer in Form. Jeder ist mal dran und ist so für den Ernstfall gerüstet, wenn wirklich mal viel Licht kommt und produzieren so auf Dauer mehr, wenn auch oft bei Schlechtwetter weniger als die Sparer. Das ist der Mut zum Risiko, der aber insgesamt betrachtet eine Feigheit ist oder kluge Vorsicht und meistens zum Mehrwachstum führt.Zurück zu den K- und r-Strategien, zu den Schatten- und Sonnenblättern. Die Ersten sind natürlich viel ökonomischer und besser, auch moralisch und vielleicht gibt es einen Trick, um möglichst alle Blätter vom Schattentyp zu haben und trotzdem die hohen Einstrahlungen

Wägung  Zählung 
Kontinuum  Diskontinuum 
Gott  Teufel 


ffektiv zu nutzen. Die Zitterpappeln haben das in Vollendung geschafft. Sie entwickelten Blattgelenke, die Blätter quasi ohne eigene Energie bei geringstem Wind wild hin und her pendeln lassen, um allen Blättern möglichst gleichmäßig Licht zukommen zu lassen. Das ist beim Auftreten von sogenannten Sonnenflecken besonders wichtig, weil diese pro Flächeneinheit eine so große Intensität haben, daß sie die Sättigungsintensität der Photosyntheserate weit überschreiten. Bei den Zitterblättern können sie so nie zu lange auf einen Fleck scheinen und ihre Energie verschwenden. Das große (Licht-) - Gewicht wird in viele kleine zerlegt und gemeistert. Pappeln sind mit die produktivsten Bäume. Leider sind sie nicht sehr ausdauernd. Fast alle wackeln mit den Blättern bei Wind, aber erst bei größeren Windstärken mit der gleichen Amplitude und Frequenz wie die Weltmeister, die Zitterpappeln.
Wenn man eine Wiese im Zeitraffer betrachtet, ist deutlich zu sehen, wie die Pflanzen um das Licht kämpfen. Sie drehen und winden sich, breiten sich aus oder schießen in die Höhe.
Bei Bakterien und Pflanzen treten also die gleichen Oberflächenstaffelungstaktiken auf. So auch bei Armeen. Ganz in Abhängigkeit, wie stark der Gegner ist. Beide biologischen Gruppen gehören so ins Pflanzenreich. Das zeigt außerdem ihre mangelnde Empfindlichkeit gegen Strychnin, daß bei Tieren zum Tode führt, wegen der Autorhythmie des zentralisierten Nervensystems.
Tiere müssen die nach außen fehlenden Oberflächen durch starke Bewegungsintensität ausgleichen. Sie fressen und verschwenden viel mehr als die Pflanzen, aber das kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen, denn das ist für sie lebensnotwendig. Die Innenflächen der Lungen oder der Darmzotten können zwar zum Teil ausgleichen, aber der Weg zu ihnen bleibt lang, im Gegensatz zu den universellen Blättern und Bakterien mit ihren großen Außenoberflächen und somit allumspannenden Kontakt mit den energiereichen Wasseroberflächen. Leben ist Kontakt und Liebe und Information.
Außerdem haben die Pflanzenzellen zwei Oberflächen, so daß gemäß dem Wachstumsgesetz, die Zelle und ihre Oberfläche noch wachsen können, wenn das Angebot an Stoff und Energie, was für eine Pflanze und nicht nur für sie identisch ist, äußerst knapp ist. Am Ende der Entwicklung einer Arbeitszelle ist der Plasmasaum um die Vakuole so dünn, daß man ihn nur noch ahnen kann. So sparen die Pflanzen auch einen zentralisierten N-Exkretionsapparat mit langen unproduktiven Wegen und teurer Nervensteuerung. Nieder die Beamten.
Die Pflanze ist eigentlich mehr Ein- als Vielzeller. Alle Pflanzenzellen sind durch Plasmodesmen verbunden. Jeder Weg ist möglich. Wenn man in die Rinde von Bäumen eine Kerbe haut, so werden die Leitungsbahnen unterbrochen. Kein Wasser kann durch das Xylem, welches das angeblich allein bewerkstelligen soll, mehr hochsteigen, aber Versuche mit radioaktiven Phosphat haben gezeigt, daß nach einiger Zeit alles um die Kerbe herum geleitet wird. Wassertransport ist aktiv und geht mit Hilfe des Phloems vonstatten, das sein Wasser und die Ionen ständig mit dem Xylem austauscht. Das Phloem hat Aktin, wenn es auch ein anderes als im Muskel ist. Schnell quellen und entquellen, sich ausdehnen und schrumpfen kann es auf alle Fälle. Aktin kann ja sein L-"Wasser" besonders schnell explosionsartig in T-Wasser verwandeln und so einen düsenjägerähnlichen Rückstoß erzeugen. Die Stengeldicke ändert sich dadurch ständig am Tage und schwingt auch, wie ich gleich anderen gemessen habe. Die Stengeldicke wird bei Wassermangel, wenn sie auf Dauer gesehen abnimmt, zwischendurch immer wieder mal dicker, weil unverhältnismäßig viel Wasser umgewandelt wird.In Mikrozeit und am Mikroort geht das Wasser ständig hin und her, aber auf Dauer herrscht eine Hauptrichtung zu den Triebspitzen, was identisch mit dem Haupttransport zu den jüngeren Pflanzenteilen ist. Die andere Hauptrichtung ist von der Wurzel zum Sproß, der auch bei Wassermangel bleibt, wenn die Wurzel ein stärkeres osmotisches Potential als der Sproß hat. Wassertransport wird durch die Osmose zwar gestört, ist aber wie schon gezeigt eine Antiosmose. Pflanzen sind also Außenweltkontaktwesen und können Masse, Energie und Information direkt aufnehmen ohne lange bürokratische Umwege. Sie können sich aber bei Störungen wie Mangel oder Überangebot nicht zurückziehen oder auswandern. Sie müssen sehr genügsam sein können und haben den eigenen Körper als Opferungsreserve. Sie sind Fakire, Überlebenskünstler. Sie sind kleine Festungen mit relativ wenig Personal, aber riesiger Oberfläche. Sie bauen ihre Festungen aus Holz und Zellulose und Kork und so weiter. Das dient nicht nur zur Verteidigung gegen Fraß sondern auch zur Kapillarabsteifung, wenn der Wasserverlust so stark wird, daß alles zusammengequetscht zu werden droht, was bei zarten Schatten- und wasserverwöhnten Pflanzen auch passiert. Kurz gesagt, sie können noch unter sehr harten Bedingungen WACHSEN, was vor allem die Oberfläche vergrößern heißt, weil das praktisch nichts kostet, aber eine stärkere Absorption erlaubt. Sie sind nicht risikofreudig und bodenständig. Sie konnten so auch nicht wie die verschwenderischen und weit mehr parasitären Tiere, den verschwenderischsten biologischen Organismus entwickeln, der wie die Made im Speck lebt und Mensch heißt. Tiere sind aber bis jetzt alle auf die Pflanzen angewiesen, die fleißigen Universalisten und Hungerkünstler. Wann wird es der Mensch lernen, diese zu ersetzen? Nur wenn er die Photosynthese durchschaut und einen adiabatischen Trichter baut, dessen Prinzip im Anhang dargestellt wird.
Die Leistungsfähigkeit von Außenoberflächenorganismen, in diesem Falle, den Hauptarbeitern im Umweltschutz, den Klärschlammikroorganismen, soll hier an einem Beispiel gezeigt werden. Die Bakterien solch einer stark belüfteten Klärschlammanlage bauen die organischen Stoffe im Wasser schneller ab und verwandeln sie in biologische assmilierte Substanz, d.h. oxydieren sie u.a. auch, als eine chemische Anlage, die bei 100 Grad Celsius und mit Kaliumbichromat, einem sehr starken Oxydationsmittel, arbeitet.
Die Bakterien und Pflanzen haben dicke vielschichtige oberflächenaktive Zellwände, die nicht mit den besprochenen Membranen verwechselt werden dürfen, die es der Zelle leicht machen, Wasseroberflächen zu erzeugen.
Bakterien bilden freiwillig sehr gern Bakterienaggregationen, die wir Flocken nennen, Belebtschlammflocken. Sie kleben zusammen und verkleinern ihre Wechselwirkungsoberfläche mit der Umgebung, wodurch der Gas-transport und der Stoffaustausch gehindert werden. Warum? Die müssen doof sein, denn sie kennen nicht die Gesetze wie der schlaue Mensch. Aber wenn wir an die Wasseroberflächen denken, an ihren Energiereichtum, die sich so spontan und autorhythmisch bilden, dann wird alles plötzlich zu großer Weisheit. Diese glibberigen und klebenden Substanzen, die bei Pflanzen Pektine heißen, sind zur leichteren Bildung von Wasseroberflächen gedacht. Oft werden sie Schleimstoffe genannt. Die Wurzelspitzen produzieren sie auch, aber vor allem nicht zum besseren Gleiten, sondern zur besseren Wasseroberflächenaufnahme, der Grundwachstumsprozedur.Ob Sie die Bakterien nun als doof und vom Zufall regiert ansehen oder ihnen Weisheit zuerkennen, das überlasse ich Ihnen selbst. Ich lasse Sie einfach sitzen. Zum Glück haben Sie keine Pektine zum festkleben. Sie brauchen ja auch kein Wasser mit dem Hintern aufzunehmen.


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3.3. Die Wachstumsenergie
3.1. Die Membranen